„KEIN MENSCH, DER UNAUSGEBILDETE SINNE HAT, KANN VON WAHRER BILDUNG SPRECHEN“

Eduard Rosenthal war zeitlebens vielseitig interessiert, immer gut informiert und sehr belesen. An der Universität in Jena waren Rechtsgeschichte, Staats-und Verwaltungsrecht, Verfassungs- und Sozialrecht seine Spezialgebiete. Doch sein geistiger Horizont war weiter gespannt – ein Leben lang interessierten ihn Philosophie, Geschichte, Literatur und Kunst. Seine Frau, Clara Rosenthal, und er waren mit namhaften Künstlern, wie Stefan George, Harry Graf Kessler, Hugo von Hofmannsthal, Henry van de Velde und Ludwig von Hofmann gut bekannt. 

Bilder, Graphiken und Plastiken sollten nach Rosenthals Ansicht nicht nur einem kleinen Kreis von Kennern vorbehalten bleiben. Um der Bevölkerung ein möglichst breites Spektrum an Kunst zugänglich zu machen, wurde im Oberlichtsaal des 1903 eingeweihten Volkshauses ein Ausstellungsraum eingerichtet. Noch im gleichen Jahr gründeten engagierte Bürger und Künstler den Jenaer Kunstverein, dessen Vorsitz Rosenthal in den kommenden fünf Jahren übernahm. Namhafte Maler, Grafiker und Bildhauer wie Max Klinger, Ludwig von Hofmann, Erich Kuithan, Käthe Kollwitz, Emil Nolde oder Edvard Munch stellten in den Räumlichkeiten des Vereins aus. Inspirationen lieferte der Kunsthistoriker Botho Graef, der die Arbeit des Jenaer Kunstvereins seit 1904 begleitete. Unter dem Vorsitz Eduard Rosenthals und durch das Wirken Botho Graefs entwickelte der Jenaer Kunstverein ein eigenes Profil. Gemälde, Grafiken und Zeichnungen von Gegenwartskünstlern aus dem nahen Weimar, aus Dresden oder Berlin sowie aus Norwegen und der Schweiz waren in Jena zu sehen. Damit war das Fundament für die bis 1933 reichende Entwicklung Jenas als „Kunststadt“ gelegt.

Dietmar Ebert & Marvin Hamann: Eduard Rosenthal – Der Vorsitzende des Jenaer Kunstvereins,nachzulesen auf der Homepage zum dezentralen Denkmal für Eduard Rosenthal, Rubrik: Eduard Rosenthal – Leben und Wirkung.