In Jena galten weithin tatsächlich Freiheit und Gleichheit und vor allem Duldung.

Da bestand die Tatsache, daß jeder jeden kannte oder eines Tages kennen lernte.

So war eines Abends der „alte Rosenthal“, Professor des Staatsrechts und Freund Abbes, demokratischer Abgeordneter im Weimarer Landtag, mit dem „Bähnchen“ gekommen und wandelte nun mit dem „Roten Höllein“ (dem Kommunisten, denn es gab auch einen Sozialdemokraten, seinen Bruder) die „Weimar-Geraer-Bahnhofstraße“ auf und ab, auf und ab, unermüdlich debattierend, und es musste jemand erst kürzlich zugezogen sein, um sich darüber zu verwundern.

Reinhard Buchwald: Miterlebte Geschichte. Lebenserinnerungen 1884-1930, Köln, Weimar, Wien 1992, S.279.